Großübung am bayerischen Grieshof

26.05.2018
Sirenenalarm in Zeitlofs und Umgebung: Punkt 13.45 Uhr ertönte am Samstag das weithin hörbare Signal zu einer mehrstündigen Großübung.

Das fiktive Szenario hatte es in sich. Angenommen wurde ein Brand auf dem Grieshof, der sich recht abgelegen auf einer Fläche von fast 70 Hektar rund zweieinhalb Kilometer nördlich der Gemeinde in unmittelbarer Nähe der bayerisch-hessischen Landesgrenze erstreckt. Das Anwesen verfügt über keine ortsfeste Löschwasserversorgung. Die besondere Herausforderung für die rund 130 Einsatzkräfte bestand darin, mit Hilfe von mehreren Verstärkerpumpen eine ungefähr 2200 Meter lange Schlauchleitung für den Löschwassertransport zu legen, wobei es ein gehöriges Stück der Strecke querfeldein steil bergauf ging.

In der Nähe des Zeitlofser Schlosses ist kurz vor der Alarmübung der sogenannte Bereitstellungsplatz bereits eingerichtet, der Funkverkehr wird über die bekannten Frequenzen abgewickelt. Auf dem Areal laufen alle Fäden zusammen, es ist erste Anfahrtstelle für die nach und nach eintreffenden Feuerwehrwagen mit den Mannschaften. Auch eine Streife der Bad Brückenauer Polizei ist dabei.
Markus Ullrich, in dessen Händen sowohl Planung als auch Leitung des gesamten Einsatzes liegen, gibt den Kollegen aus den beiden Bundesländern klare und knappe Anweisungen. Schließlich haben die Führungsdienstgrade der Brandschützer bei einer zweistündigen Vorbesprechung vor einigen Tagen bereits gezielte Informationen zum Prozedere bekommen. Dazu gehört auch eine detaillierte Orts- und Streckenskizze, auf der die Route zum Zielort genau markiert ist.
Inzwischen sind diverse Schlauchbrücken für die Querung von Straßen und Wegen platziert. Speziell eingeteilte Kameraden regeln mit Kelle und Handzeichen den Verkehr in der Ortsdurchfahrt. Parallel dazu richten andere Brandschützer die notwendige Saugstelle an der Sinn ein, von der aus das Wasser in Richtung Knottrain und dann weiter hinauf zum Aussiedlerhof gepumpt wird.
Markus Ullrich verfolgt mit Argusaugen das koordinierte und zielgerichtete Arbeiten seiner Kameraden. Immer wieder pendelt er zwischen den einzelnen Punkten, um sich auf allen Etappen einen exakten Überblick zu verschaffen.

Der Zeitlofser Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU) hat sich schon einmal zum "Brandherd" aufgemacht. Dort unterhält er sich mit Hendrik und Charlotte Kiefner. Das Ehepaar betreibt den Pferdehof mit einem Wohnhaus und mehreren Stallungen auf dem Hochplateau. Rund 80 Tiere obliegen ihrer Betreuung. Das Trio hat gerade seine Fachsimpelei beendet, als Bewegung in die Gruppe der männlichen und weiblichen Rettungskräfte kommt, die gespannt den Wassertransport verfolgt. Und dann spritzt auch schon das kühle Nass aus dem Strahlrohr, der Zweck der Übung ist erfüllt. Die Erleichterung darüber, dass diese komplexe Aufgabe mit der sehr langen Schlauchstrecke gelöst werden konnte, steht allen Beteiligten sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben.
"Wir haben uns ganz bewusst für ein komplexes und nicht alltägliches Übungsszenario entschieden", sagt Ullrich im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Anforderungen im Hinblick auf Professionalität und Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehren würden ständig steigen. "Mit dem Hau-Ruck-Verfahren läuft heute gar nichts mehr", so der Einsatzleiter.
Den Übungsablauf diskutieren die Beteiligten am frühen Abend noch einmal bei der Abschlussbesprechung. Alle hoffen, dass mit den gewonnenen Erkenntnissen die Hilfe im Ernstfall noch effektiver als bisher gestaltet werden kann.

 

Text und Foto Saale Zeitung (R.Pralle)